Praxisbericht 1

Hans Bäßler (Hrsg.): Das Eigene und das Fremde. Materialien zum Musikunterricht der Sekundarstufe I und II. Ein Seminarbericht

Hannover 1995. ISBN 3-931 852-20-2. € 4,60 - VERGRIFFEN!

Diese Sammlung von verschiedensten Aufsätzen zum Thema "Das Fremde" ist das Ergebnis eines gleichnamigen musikpädagogischen Seminars an der Hochschule für Musik und Theater Hannover im WS 1994/95. In den einzelnen Referaten und Diskussionen ging es dabei um das lebensweltliche Phänomen "Fremde" in der Schule (im allgemeinen) und im Musikunterricht (im speziellen).
Das Fremde ist geprägt von einem ambivalenten Charakter. Es wirkt auf uns einerseits als bedrohende, andererseits als verführende Kraft. Diese Janusköpfigkeit bestimmte auch die theoretische Herangehensweise an das Thema in dem Seminar. Am Anfang stand das Motto: "Das Fremde und seine Abwehr". Untersucht wurden dabei die unterschiedlichsten Erscheinungsformen von Fremdenfeindlichkeit bzw. Fremdenhaß, die ihren Ausdruck dort finden können, wo Menschen unterschiedlicher Art zusammenkommen, so auch in der Schule (vgl. Beitrag Bäßler/Januschke). In diesen Rahmen fällt auch die Beschäftigung mit verschiedenartigen Reaktionen auf solche Erscheinungen. Der Umgang mit dem Fremden in der Rockmusik (vgl. Beitrag Pohl) aber auch die Begegnung mit Fremdem in alltäglichen Situationen (vgl. den Bericht über die Produktion eines Filmes von Clausen/Laux/Seibert) zeigen hierfür Beispiele auf.
Der zweite Teil des Seminars stand unter dem Thema "Sich dem Fremden nähern". Fremde Kulturen bieten durch ihre Andersartigkeit eine Lebendigkeit und einen Reichtum an interessanten Facetten, die es möglich machen, die Verkrustung der eigenen Kultur und der eigenen Person aufzubrechen und zu überwinden. Dies ist der Reiz, der viele Künstler immer wieder in die Fremde treibt. Sie suchen die Auseinandersetzung mit dem Unbekannten, um daraus neue Ideen und Inspirationen für ihre Arbeit zu gewinnen. Die Untersuchungen einzelner Werke von verschiedenen Komponisten lässt dies deutlich werden (vgl. Beiträge von Gerecht, Glashoff, Klugkist und Wessel).
Die Beschäftigung mit dem Fremden im musikpädagogischen Bereich (vgl. Beitrag Scharenberg) bietet eine Chance, die natürlichen Irritationen, die vom Unbekannten ausgehen, aufzuzeigen und auf verschiedenen sinnlichen Ebenen erfahrbar zu machen. Die Akzeptanz des Fremden zu fördern, gehört zu den wichtigsten politischen und kulturellen Aufgaben unserer Tage. Jeder trägt dazu bei, dass die Perspektive einer interkulturellen Gesellschaft realisiert werden kann und Bestand hat.